
Und wieder habe ich ein Buch der Longlist vom Women’s Prize for Fiction beendet.
Ich habe dieses Buch gewählt, weil ich kein großer Fan von O’Farell bin und es hinter mich bringen wollte…

2020 hat Maggie O’Farell mit „Hamnet“ den Women’s Prize for Fiction gewonnen. Es gab damals meiner Meinung nach bessere Bücher, aber der Preis für sie war vertretbar.
Dieses Buch sehe ich nicht ganz oben auf der Liste.
Der Plot
Die Autorin erzählt die fiktionale Geschichte der Renaissancefürstentochter Lucrezia di Cosimo de’ Medici, die bereits mit 16 Jahren verstarb. Viel mehr ist über sie – bis auf die familiären Umstände – nicht bekannt.
Über ihren Tod wird gemutmaßt, dass sie entweder einem Fieber erlag oder von ihrem Ehemann getötet wurde. Diese beiden Theorien greift auch O’Farell in ihrem Roman auf und webt ihre eigenen Storyelemente hinein.
Wir verfolgen das Leben der jungen Lucrezia von ihrem etwa 13. Lebensjahr bis zu ihrem schicksalhaften Tag nur drei Jahre später. Wir lernen ihr Umfeld kennen, die Situation, wie es zu ihrer Ehe kam, ihren Ehemann und den weiteren Weg, den sie gezwungen wird, zu gehen.
Das war’s.
Ernsthaft, es fehlt der Geschichte an Plot. Es passieren Kleinigkeiten, die am Ende zwar ein Gesamtbild ergeben, aber bis auf ein in Auftrag gegebenes Gemälde (das „Porträt einer Ehe“), dem langsamen Zerfall von Lucrezia und der tyrannischen Seite ihres Gemahls gibt es keine nennenswerten Ereignisse.
Die Figuren
Wenn es schon nichts zu erzählen gibt, dann sollte man meinen, dass der Schwerpunkt auf der Charakterentwicklung liegt.
Hm. Nö.
Sicherlich bekommen wir eine detaillierte Innenansicht der Protagonistin und in groben Zügen auch der ihres Mannes, aber nichts davon hinterlässt etwas.
Lucrezia, die rebellische Tochter, die mehr oder weniger in Ketten gelegt wird und verzweifelt dagegen anzugehen versucht, hat zu wenig Lebenserfahrung, um ihrer Story mehr Tiefe zu geben. Sie ist jung, sie will an ihren Idealen festhalten, und sie wäre ohne Hilfe von außen nicht in der Lage gewesen, einen Ausweg aus ihrer Lage zu finden.
Alfonso lernen wir nur ansatzweise kennen. Wir erfahren, dass er mit seiner Familie Probleme hat, dass er ein strenger Herrscher ist, dass er sowohl sehr freundlich als auch sehr tyrannisch sein kann und dass er für den Fortbestand seiner Macht dringend einen Erben benötigt.
Eine Entwicklung dieser Hauptfiguren ist jedoch nicht zu sehen. Sie existieren, sie wollen beide irgendwie Kontrolle über ihr Leben bekommen, aber sie verändern sich nicht großartig.
Meine Meinung
Ich denke, man kann dem Text entnehmen, dass ich nicht begeistert bin von diesem Buch. Es wimmelt darin nur so von schnörkeligen Adjektiven, was dem Ganzen natürlich einen gewissen historischen Flair verleiht, aber es ist eine ausgesprochen belanglose Geschichte, die hier erzählt wird.
Das bisher schwächste Buch aus meiner Longlistlesereihe.