
Buch Nummer 2 von der Longlist des Women’s Prize for Fiction, das ich gelesen habe.
Genauer gesagt habe ich es als Hörbuch gehört, gesprochen von der Autorin selbst, was ich überraschen gut fand.

Der Plot
„Stone Blind“ (auch auf Deutsch unter diesem Titel erhältlich) soll die neu erzählte Geschichte der griechischen Gorgone Medusa sein.
Soll sein.
Irgendwie ist der Plot schwer zu fassen. Ja, es geht um Medusa, aber es geht auch um einen Haufen anderer Götter, Halbgötter, Riesen, Krähen und anderen Gestalten.
Es ist schwer, den roten Faden festzumachen, gerade zu Beginn des Buches, wo die Perspektiven oft wechseln.
Erst ab etwa der Hälfte hatte ich das Gefühl, den Plot zu erkennen und Medusas Schicksalsweg folgen zu können.
Die Figuren
Ein paar der vielen Charaktere waren deutlicher gezeichnet als andere, auch wenn sie nicht unbedingt im Mittelpunkt standen.
Athene hat mir gefallen mit ihrer etwas rebellischen und aufbrausenden Art und den recht ironischen Bemerkungen.
Perseus, aus dem die Autorin vermutlich das Monster statt den Helden der Story machen wollte, hat eigentlich ein gutes Motiv für seine brutale Tat. Deswegen fiel es mir auch schwer, in ihm den wahren Täter der Geschichte zu sehen.
Medusa, die in diesem Roman die Opferrolle einnimmt, ist mir zu flach geraten. Nichts an ihr finde ich besonders sympathisch. Ja, sie ist zum Spielball der Götter geworden und das alles für Menschen, die sie beschützen wollte. Ja, ihr hier geschildertes Schicksal war kein schönes, aber dennoch hat sie zu wenig Tiefe. Mir war es relativ egal, dass sie am Ende enthauptet wird. Zumal der Kopf ein Eigenleben führte…
Mein Eindruck
So richtig ansprechend fand ich dieses Buch nicht. Es passiert zu viel an zu vielen Orten mit zu vielen Figuren. Wer die zugrunde liegenden Mythen nicht kennt, wird sich vermutlich noch schwerer tun beim Lesen und dem Suchen des roten Fadens.
Es gab allerdings auch einige wirklich unterhaltsame und ausgesprochen kreative Stellen. Diese gehen nur leider im Gesamtwerk einfach unter. Es bleibt davon am Ende nichts übrig.
„Stone Blind“ ist nett, super von der Autorin gelesen als Hörbuch, aber ich würde dem Roman keinen Preis verleihen. Da fand ich „A Thousand Ships“ von ihr um Welten besser.